Schallschutz beim Bahnprojekt Mannheim–Karlsruhe

Wir übernehmen Verantwortung: Dafür steht die grüne Transformation der Bahn

Zu unseren fünf Handlungsfeldern zählt neben Klimaschutz, Naturschutz, Ressourcenschutz und sozialer Verantwortung auch der Schallschutz. Wir stärken den Mobilitätswandel, aber das kann an den Strecken Schallbelastungen mit sich bringen. Deshalb liegt uns besonders die Entlastung von Anwohner:innen am Herzen. Denn nur so gewinnen wir die Akzeptanz für die grüne Transformation – eine leisere grüne Transformation. 

Warum Schallschutz hier besonders wichtig ist 

In der Rheinebene zwischen Mannheim und Karlsruhe leben knapp 3 Millionen Personen. Entsprechend dicht ist der Raum besiedelt. Die zentrale Lage der Region bringt gleichzeitig ein hohes Verkehrsaufkommen in der Nord-Süd-Achse mit sich. Der Hauptbahnhof Mannheim ist der zweitgrößte ICE-Knoten in ganz Deutschland, der Hauptbahnhof in Karlsruhe der drittgrößte Bahnhof in Baden-Württemberg. Was das für uns bedeutet? Dass Schallschutz in dieser Region besonders wichtig ist. Wenn wir hier den Ausbau des Schienennetzes vorantreiben, um mehr Verkehr auf die klimafreundliche Bahn zu verlagern, dann geschieht das verträglich mit den Bedürfnissen vor Ort: Nicht mehr, sondern weniger Lärm ist unser Ziel in ganz Deutschland. Darum mindern wir einerseits den Lärm vor Ort durch Schallschutzmaßnahmen und reduzieren andererseits die Schallwirkung, die durch den Schienenverkehr selbst entsteht. Dafür haben wir uns ambitionierte Ziele gesteckt und an vielen bestehenden Streckenabschnitten schon umgesetzt. Mehr zum Thema Lärmsanierung erfahren Sie hier: Lärmsanierungen der Deutschen Bahn

Anhand der Lärmsanierungskarte erhalten Sie hier auch Einblick in die Maßnahmen in Ihrer Region.

Maßnahmen an der Quelle 

Um den Schall dort zu vermindern, wo er entsteht, nutzen wir aktive Schallschutzmaßnahmen. Dazu zählen Schienenstegdämpfer, die Schwingungen der Schiene durch Masse-Feder-Systeme beziehungsweise breitbandig abgestimmte Schwingungstilger direkt am Gleis reduzieren. Somit erzeugen die fahrenden Züge merklich weniger Schall durch Schwingungen. Eine deutlich spürbare Wirkung haben auch Schallschutzwände in unmittelbarer Nähe des Gleiskörpers. Diese setzen wir je nach Notwendigkeit in unterschiedlichen Höhen ein und gestalten sie angepasst an die Bedingungen vor Ort bis hin zu transparenten Abschnitten.

Auch die Bremsen sind ein Geräuschfaktor. Durch den Einsatz von Verbundstoffbremsen, den sogenannten Flüsterbremsen, die seit Dezember 2020 für alle Güterwagen verbindlich sind, wurden Güterzüge um bis zu 10 db(A) leiser.

Bis 2025 ersetzen wir alle Dieselrangierloks durch besonders leise und klimafreundliche Hybrid-Rangierloks. Bis zu diesem Zeitpunkt rüsten wir auch die Bremsen der elektrischen Streckenlokomotiven mit leiseren Bremssystemen aus. Zudem investieren wir in Forschung und Innovation für mehr Schallschutz. 

Lokomotive
  • 1. Flüsterbremse

    Im Gegensatz zu den alten Graugussbremsen rauen die neuen „Flüsterbremsen“ die Lauffläche der Räder nicht auf. Das reduziert das Laufgeräusch der Räder um bis zu 10 dB (A), vom Menschen wahrgenommen wie eine Halbierung des Geräuschpegels.

    Flüsterbremse
  • 2. Schienenstegdämpfer

    Schienenstegdämpfer werden in kurzen Abständen entlang der Schienen montiert. Das Dämpfungsmaterial absorbiert und reduziert die Schwingungen der Schiene bei Überfahrt des Zuges.  

    Schienenstegdämpfer
  • 3. Hybridlokomotive 

    Die neue hybride Antriebstechnologie der Lokomotiven verringert Emissionen und Kraftstoffverbrauch und macht den Verkehr leiser. Denn bis zu 75 Prozent ihrer Einsatzzeit fährt sie elektrisch. 

Die Schallschutz­maßnahmen vor Ort 

Passive Maßnahmen an Gebäuden sind dann notwendig, wenn aktive Maßnahmen am Ort der Schallentstehung nicht möglich sind oder sie allein zur Unterschreitung der Schallgrenzwerte nicht ausreichen. Der Einbau von Schallschutzfenstern und schallgedämpften Lüftern sorgt für eine deutliche Verbesserung und die Einhaltung der Grenzwerte. Unabhängige Gutachter:innen führen dazu vor Ort schalltechnische Untersuchungen durch und schlagen Maßnahmen vor. Sind sie aufgrund der Messergebnisse erforderlich, übernimmt die Bahn als Vorhabenträgerin die Kosten zu 100 Prozent. 

Schallschutzwand an einer Bahnstrecke, davor eine Bank
  • 1. Schallschutzwand

    Ermitteln unabhängige Gutachter:innen den Bedarf von Schallschutz, dann sind direkt am Verkehrsweg installierte Schallschutzwände oder -wälle die erste Möglichkeit. Entsprechend der vorgegebenen Grenzwerte werden die jeweils notwendigen Maßnahmen angepasst. 

  • 2. Schallschutzfenster 

    Reichen die Maßnahmen am Verkehrsweg nicht aus, können passive Maßnahmen an Wohngebäuden notwendig werden. Dazu zählen insbesondere Schallschutzfenster. Die Kosten trägt, bei Vorliegen eines entsprechenden Gutachtens, vollständig die Deutsche Bahn. 

Wie entsteht Schall im Schienenverkehr? 

Wer Lärm reduzieren möchte, der muss dessen Ursachen genau kennen. Schallwellen sind in Schwingungen versetzte Luft, zum Beispiel durch mechanische Vibrationen wie bei Membranen in Lautsprechern. Das nehmen wir als Geräusch war. Je stärker sie sind, desto eher empfinden Menschen die entstehenden Geräusche als störend und sprechen von Lärm. Diese Schallwellen entstehen beim Schienenverkehr auf unterschiedliche Weise. Bei geringer Geschwindigkeit sind die Motoren und die Antriebstechnik dafür verantwortlich. Ab etwa 40 km/h ist die zentrale Schallquelle das Rad auf den Schienen. Dabei erzeugt sowohl das Rad als auch die Schiene beziehungsweise die Schwellen durch Schwingungen und durch Reibung Schall. Reibung führt in Kurven manchmal auch zum typischen Quietschen. Über 280 km/h spielen dann Fahrtwindgeräusche eine größere Rolle. Und bei niedriger oder hoher Geschwindigkeit gilt: Das Abbremsen erzeugt einen gewissen Geräuschpegel. 

Ausbreitung Schall

Vom Emissionsort, an dem der Schall entsteht, breiten sich die Wellen zum Immissionsort aus: Dort wird er, je nach Stärke, als Lärm wahrgenommen. 

Untersuchungen zu schalltechnischen Auswirkungen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz sowie der zugehörigen Bundes-Immissionsschutzverordnung sind Bestandteil des Bauvorhabens. Schon in der Planungsphase simulieren wir deshalb auf Grundlage der prognostizierten Zugzahlen in Berechnungsmodellen die Lärmemission. In diesen Modellen achten wir gleichermaßen auf topografische Besonderheiten wie auf die Zusammenstellung der Züge mit der Zahl der Achsen, Loks und Wagen. Daraus ergibt sich, wie hoch der zu erwartende Geräuschpegel auf dem Boden, in 4 Meter und in 6 Meter Höhe sein wird und welche „aktiven“ und „passiven“ Maßnahmen vor Ort notwendig sind. 

Das Thema Lärmschutz beschäftigt auch die Mitglieder des Dialogforums, welches das Projekt im Rahmen der Planungsphase kontinuierlich begleitet. Auch im regelmäßig stattfindenden Bürgerdialog nehmen wir die Fragen und Bedürfnisse der Menschen vor Ort auf und geben sie als wichtige Impulse in den weiteren Planungsprozess. 

Zwei Säulen

Lärmschutz an der Infrastruktur bedeutet den Einbau von Schallschutzfenstern oder den bedarfsgerechten Aufbau von Lärmschutzwänden. Lärmminderung am Fahrzeug ist beispielweise der Einsatz von Flüsterbremsen und leiserer Antriebstechnik. 

Formen des Schallschutzes 

Maßgeblich für die Lärmgrenzwerte ist die Verkehrslärmschutzverordnung beziehungsweise das Bundes-Immissionsschutzgesetz. So gelten zum Beispiel an sensiblen Orten wie Schulen und Krankenhäusern mit 57 dB(A) am Tag und 47 dB(A) in der Nacht niedrigere Grenzwerte als in Gewerbegebieten, bei denen 69 dB(A) am Tag und 59 dB(A) Nachts zumutbar sind. Werden sie überschritten, sind vor Ort aktive und/oder passive Schallschutzmaßnahmen notwendig, um die Grenzwerte wieder einzuhalten. Aktiv nennt man solche, die den Lärm direkt da mindern, wo er entsteht – also am Zug und Gleis – und auch solche, die auf dem Ausbreitungsweg des Schalls wirken wie Schallschutzwände. Reichen die aktiven Maßnahmen nicht aus oder sind sie bautechnisch nicht möglich, wenden wir passive Schutzmaßnahmen wie beispielsweise Schallschutzfenster, aber auch die Dämmung von Außenwänden und Dächern an.

SchallschutzfensterLaermschutzwandFlüsterbremse

Wie gut helfen die einzelnen Maßnahmen?

In dieser interaktiven Anwendung können Sie die Auswirkungen der Flüsterbremse und der Schallschutzwände auf den Schallschutz direkt erfahren. Starten Sie einfach das Video und schalten Sie zwischen den einzelnen Bremsarten und Schallschutzwänden hin und her.